11.07.2018
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Kommentar

Stoppt falsche News!

Warum das immer wieder vorgebrachte Mantra der Immolobby «Die Mieten sinken!» schlichtweg falsch ist, erklärt SMV-Präsident Carlo Sommaruga in unserer Kolumne.

Immer, wenn eine neue Immobilienstudie publiziert wird, hören wir dieselbe Leier: «Die Mieten sinken!» Doch die Mietenden im Land wissen nur zu gut, dass das einfach nicht stimmt. Die grosse Mehrheit hat keineswegs von einer Mietsenkung profitiert, auch nicht in letzter Zeit, obwohl gesunkene Hypozinsen und die mässige Teuerung zu einer Senkung der Mieten um 15 Prozent hätten führen müssen. Kommt hinzu, dass Umziehen in eine andere Wohnung meist teuer ist, weil die Miete am neuen Ort höher ist. Der Mietindex, den das Bundesamt für Statistik publiziert, sinkt nicht, sondern steigt kontinuierlich an.

Die Banken und Immobilieninstitute beziehen sich immer nur auf das gesunkene Mietniveau bei den Angebotsmieten und eben nicht auf die Mieten, welche die Mietenden effektiv bezahlen. So sind die ausgeschriebenen Angebotsmieten tatsächlich günstiger als im letzten Jahr. Aber es gab deshalb keine allgemeine Reduktion der effektiven Mieten. Und die Angebotsmieten haben immer einen höheren Preis als die konkret bezahlten Mieten. Ganz zu schweigen davon, dass die institutionellen Vermieter in Gebieten mit vielen leerstehenden Wohnungen alles tun, um die Anfangsmieten nicht senken zu müssen. Sie werfen sogar tausende von Franken für Geschenke auf, um Neumieter anzulocken. Selbst bei soeben erstellten Siedlungen. Zudem muss unterstrichen werden, dass der minime Rückgang im Mietniveau von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr nicht nach Wohnungskategorien differenziert. Wenn der Durchschnitt leicht sinkt, so ist dies vor allem auf die Luxuswohnungen zurückzuführen, die im Moment schwerer vermietbar sind als früher. Sie drücken die Statistik nach unten. Bezahlbare Wohnungen sind und bleiben schwer zu finden, wie alle Wohnungssuchenden wissen. Schockierend ist aber, dass die Medien Informationen von Banken und Immobilienverbänden ohne jede kritische Analyse übernehmen und so irreführende Berichte verbreiten. Sie tragen damit nicht dazu bei, Fake News zu verhindern und die soziale Realität korrekt abzubilden.

Carlo Sommaruga, Präsident SMV