Marienkäfer sind die wohl schönste Art der Schädlingsbekämpfung
02.07.2020
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Hausmittelchen für den Pflanzenschutz

In unserer Serie «Gärtnern mit nichts» zeigt die Gartenexpertin Sabine Reber, wie wir mit wenig Ressourcen viel aus unserem Garten oder Balkon herausholen können.

Damit sie gedeihen, wollen Pflanzen gehegt und vor Schädlingen geschützt werden. Gerade in puncto Düngen und Pflanzenschutz lässt sich vieles selber machen. Hier die wichtigsten Basics für die Herstellung von eigenen Garten-Hausmittelchen.

Düngemittel selber herstellen

Nebst den üblichen Tricks wie der Verwendung von Kaffeesatz, Teebeuteln oder Eierschalen kann man auch ganz gezielt Dünger herstellen. Eines der effektivsten Verfahren ist Bokashi. Hierbei wird ein kleiner Kompost betrieben, der mit speziellen Milchsäurebakterien genährt wird. Im Fachhandel sind entsprechende Produkte erhältlich, die auch auf dem Balkon funktionieren. Bokashi erfordert etwas Erfahrung, aber wenn es gelingt, dann lassen sich damit die Küchenabfälle in besten Dünger verwandeln. Zu den eingangs erwähnten «üblichen Tricks» sei noch Folgendes gesagt: Kaffeesatz ist sauer und sollte nur für Heidelbeeren, blaue Hortensien und andere Moorbeetpflanzen verwendet werden. Teebeutel dagegen gehen überall. Eierschalen wiederum enthalten viel Kalk, darum sollte man sie besser nur für die kalkliebenden Pflanzen verwenden. Abgeschnittene Haare und Fingernägel wirken übrigens wie Horndünger. Sie können direkt in die Erde oder aber auf den Kompost gegeben werden – aber bitte ohne Farbe und Nagellack!

Jauchen und Pflanzentees

Aus diversen Pflanzen und Materialien lassen sich Jauchen und Tees herstellen, die kränkelnde Gewächse stärken und bei Pilzbefall oder Schädlingen Linderung bringen. Ein sehr effektives Stärkungsmittel für kränkelnde Pflanzen ist der Komposttee. Er ist besonders einfach herzustellen: Ein Eimer reifer Kompost wird in einer Wassertonne angesetzt. Nach einigen Tagen den Tee abschöpfen und die bedürftigen Pflanzen direkt damit giessen. Klassische Jauchen werden aus Brennnesseln, Beinwell, Schachtelhalm oder Farnkraut hergestellt. Um den Gestank zu binden, wird etwas Gesteinsmehl beigegeben. Die vergorenen Pflan-zen enthalten viel Stickstoff und Kali, sie wirken als Dünger ebenso wie zur Bekämpfung von Schädlingen und Pilzen. Die Jauchen sollten stets verdünnt und nur sparsam angewendet werden.

Insektengift selber machen

Raucherinnen und Raucher können ihr eigenes Insektengift leicht selber herstellen: Eine Zigarettenkippe in eine 10-Liter-Giesskanne geben. Über Nacht einweichen lassen und dann die betroffenen Pflanzen damit behandeln. Zarte Pflanzen können auf das Gift allerdings mit Irritationen reagieren – am besten sollte man es deshalb zuerst an einer Stelle ausprobieren und schauen, wie die Pflanze darauf reagiert. Blattläuse, Schmierläuse und andere saugende Insekten können auch ganz einfach mit einem Schwamm von den Blättern gestreift werden. Dafür etwas Abwaschmittel in einen Eimer mit Wasser geben, davon werden die Blätter glitschig und die Läuse kommen nicht so schnell zurück. Was auch funktioniert: Läuse mit dem Gartenschlauch wegspritzen. Sie mögen kein Wasser und keine Verdunstungskälte. Darum ist Abspritzen bei warmem Wetter am effektivsten. Die meisten Pflanzen sind übrigens für diese Abkühlung auch ganz dankbar – obwohl oft gesagt wird, man dürfe die Blätter nicht nass machen. Das gilt nur für haarige Blätter wie diejenigen von Tomaten oder Pelargonien. Auf allen glatten Blättern verdunstet das Wasser so rasch, dass kein Schaden entsteht. Ein sehr effizientes Mittel gegen Blattläuse und andere Insekten ist auch Kapuzinerkressesaft. Er lässt sich leicht selber herstellen, indem die Blätter ausgepresst werden. Mit dem scharfen Saft die Schädlinge bepinseln, und weg sind sie. Die wohl biologischste und definitiv schönste Art der Schädlingsbekämpfung sind Marienkäfer. Sie fressen Hunderte von Läusen. Die Larven können bei biogarten.ch bestellt werden.

Schnecken einsammeln

Das beste Mittel gegen Schnecken ist früh aufstehen, denn am liebsten sind die Schleimer im Morgentau unterwegs – einsammeln oder umbringen hilft beides. Schnecken können auch mit halben Orangen-und Grapefruitschalen gefangen werden, die umgekehrt auf die Erde gelegt werden. Dann können die Schnecken mitsamt den Schalen eingesammelt und wahlweise in den Wald gebracht oder in einem Sack ins Gefrierfach gelegt werden. Bei Letzterem schlafen sie ein, das soll für Schnecken der angenehmste Tod sein. Ich mache lieber Rundgänge mit dem Küchenmesser – aus psychohygienischen Gründen ist das allemal effizienter. Übrigens: Das mit den Bierfallen könnt ihr euch sparen. Erstens ist es schade für das Bier und zweitens sind in Bier ertrunkene Schneckenleichen recht unappetitlich. Irgendwer muss die Fallen ja leeren und reinigen.