«78 Milliarden Franken»: Studie belegt massive Umverteilung im Mietwohnungsmarkt
Eine aktuelle Studie belegt die gewaltige Umverteilung im Mietwohnungsmarkt: Obwohl die Mieten aufgrund der Entwicklung der wichtigsten Kostenfaktoren hätten sinken müssen, sind sie stark gestiegen. Diese Entwicklung führt zwischen 2006 und 2021 zu einer Umverteilung von Mieter- zu Vermieterseite von insgesamt 78 Milliarden Franken. Allein im Jahr 2021 betrug sie 10 Milliarden Franken. Ein Mieterhaushalt bezahlte damit 2021 durchschnittlich monatlich 370 Franken oder 26% der Miete zu viel. Bundesrat und Parlament müssen jetzt handeln. Der Mieterinnen- und Mieterverbands Schweiz (MV) fordert wirksame Mietpreiskontrollen.
«Die Ergebnisse der Studie sind schockierend. Es handelt sich um immense Summen, die von der Mieterseite zur Vermieterseite umverteilt werden. 2021 flossen jeden Monat pro Mieterhaushalt im Schnitt 370 Franken oder 26% der Nettomiete an die Vermieterin oder den Vermieter, für die es keine Rechtfertigung gibt. Gelder, die den Mieter*innen im Haushaltsbudget fehlen», sagte MV-Präsident Carlo Sommaruga.
Die durchschnittlichen Mieten sind laut der vom MV beim renommierten Büro BASS in Auftrag gegebenen Studie zwischen 2005 und 2021 um 22.1 Prozent gestiegen. Das sind 18 Prozent mehr als der Landesindex der Konsumentenpreise (Mieten + 22.1%, LIK + 3.8%; vgl. Abbildung 1).
Gemäss den Kostenfaktoren - Hypothekarzinsentwicklung, Inflation und Unterhaltskosten - wäre jedoch insgesamt eine Senkung des Mietpreisniveaus um 10.3 Prozent erwartet worden. Die Mieten sind demzufolge um 36.1 Prozent stärker gestiegen, als dies aufgrund der Entwicklung der wichtigsten Kostenfaktoren zu erwarten gewesen wäre (vgl. Abbildung 2).
Immense Umverteilung
Diese Entwicklung führt zwischen 2006 und 2021 zu einer Umverteilung von Mieter- zur Vermieterseite von insgesamt 78 Milliarden Franken oder fast 5 Milliarden pro Jahr. Dabei nimmt das Ausmass mehr und mehr zu. Allein im Jahr 2021 beträgt die geschätzte Umverteilung schweizweit 10.4 Milliarden Franken oder 26% (vgl. Abbildung 3); dies entspricht durchschnittlich pro vermietete Wohnung monatlich 370 Franken.
Massive Bereicherung auf dem Buckel der Mieter*innen
Doch welches sind die Gründe für die massiv steigenden Mieten? «Es zeigt sich, dass die Vermieter*innen auch bei sinkenden Kosten bei einem Mieterwechsel oft die Miete nach oben anpassen. Auch wurden in den letzten Jahren die Senkungen des Referenzzinssatzes nur in einem von sechs Mietverhältnissen zumindest teilweise weitergegeben», erklärte Sommaruga. «Dies erlaubte es den Vermieter*innen Renditen zu erzielen, die deutlich über der im Mietrecht definierten Nettorendite liegen.»
Bundesrat muss handeln – MV fordert Mietpreiskontrollen
«Die Situation ist gravierend. Wirtschafts- und Wohnminister Guy Parmelin, der Bundesrat und das Parlament müssen jetzt handeln», sagte Sommaruga. «Der MV fordert dringlich wirksame Mietpreiskontrollen.» Im Parlament ist ein entsprechender Vorstoss hängig, der im Juni 2021 von MV-Vorstandsmitglied Jacqueline Badran und MV-Präsident Carlo Sommaruga zeitgleich im National- und im Ständerat eingereicht worden ist. Dieser soll sicherstellen, dass künftig missbräuchliche Mietzinse durch übersetzte Renditen verhindert werden. «Für Vermieter*innen, die drei oder mehr Wohnungen vermieten, soll eine periodische Revisionspflicht eingeführt werden, um die erzielten Renditen zu kontrollieren», so Sommaruga. «Wir sind nicht länger bereit zuzusehen, wie sich viele Vermieter*innen ohne Konsequenzen widerrechtlich bereichern.»
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