Verkehrte Welten: Gutverdienende wohnen günstiger
Die laufenden Kosten für eine Liegenschaft sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Das zeigt auch der sinkende Durchschnittszinssatz.
Wer sich Wohneigentum leisten kann, profitiert von hohen Ersparnissen. Wer sich kein Wohneigentum kaufen kann – oder will – zahlt drauf.
Das Bundesamt für Wohnungswesen publizierte heute den Referenzzinssatz. Er bleibt bei 1.75 Prozent. Der Durchschnittssatz aller Zinsen sinkt aber weiter. Seit 2008 haben sich die Zinsen für Hypotheken halbiert und die Liegenschaftskosten pro Jahr sind um rund 15 Milliarden Franken gesunken. Wohnen wurde für all jene massiv günstiger, die sich ein eigenes Haus oder eine Wohnung leisten können – zu den tiefen Wohnkosten profitieren sie noch von Steuervergünstigungen, die die Mieterinnen und Mieter nicht erhalten.
Viele Menschen aber haben ein zu kleines Vermögen und zu wenig Einkommen, um sich eine Wohnung kaufen zu können und sich aus der Wohnkostenspirale retten zu können. Sie bezahlen weiterhin rekordhohe Mieten. Gemäss Experten wenden sie mittlerweilen doppelt so viel für das Wohnen wie Eigentümerhaushalte auf. Gemäss Haushaltsbudget- erhebung ist der Anteil der Wohn- und Energiekosten am Gesamtbudget für Personen mit kleinen Einkommen in den letzten drei Jahren nochmals von 30.5 auf 30.9 Prozent ange- stiegen und die absoluten Ausgaben für die Nettomiete von 1020 auf 1050 Franken. Bei den reichsten Haushalten ist dagegen der Anteil der Wohnkosten von 11.2 auf 10.0 Pro- zent gesunken und auch absolut zahlen die Bestverdienenden heute für das Wohnen statt 1470 Franken nur noch 1400 Franken.
Im nächsten März oder Juni wird der Referenzzinssatz nochmals sinken, wenn die bisherige Entwicklung nicht ändert. Die Mieten müssen dann flächendeckend sinken, damit die Mieterinnen und Mieter in unserer Tiefstzinszeit nicht länger die Geprellten sind. Sie bezahlen heute missbräuchlich hohe Mieten und finanzieren so überhöhte Renditen.
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