Hüsli-Plantagen bringen wenig
Gemeinden wollen gute Steuerzahler mit Einfamilienhausquartieren anlocken. Das ist Unsinn, wie eine Studie der Hochschule Luzern zeigt.
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Die Gemeinderäte im Land müssen umdenken. Viele sind der Ansicht, sie müssten «gute Steuerzahler» anlocken. Und das tut man gewöhnlich mit grosszügigen Einfamilienhaus-Quartieren. Dann liessen sich finanzkräftige Bewohner nieder, und die Gemeinde profitiere von höheren Steuereinnahmen. So die Logik. Doch das ist ein weit verbreiteter Irrtum.
Das zeigt jetzt eine Studie von Ivo Willimann, Regionalökonom und Dozent an der Hochschule Luzern. Willimann hat in Zusammenarbeit mit der Luzerner Statistik ein Analyseinstrument entwickelt. Mit diesem Tool ist es möglich, die Effekte des Siedlungswachstums detailliert zu beschreiben. Anhand einer Pilotgemeinde kommt Willimann zu überraschenden Ergebnissen. Sie zwingen zum Umdenken. Er hat seine Studie in einem Artikel unter dem Titel «Die Mär vom hohen Gewinn der Einfamilienhäuser» zusammengefasst.
Hüsli kosten viel und bringen wenig
Die untersuchte Gemeinde wuchs in den vergangenen Jahren stark, insbesondere zwischen 2002 und 2012. Da wurde grosszügig gebaut. Meist Wohnungen mit über 100 Quadratmeter Fläche für Leute mit guten Einkommen. Der Schnitt liegt bei 133'000 Franken. Das ergab höhere Steuererträge. Im Schnitt brachte jede dieser neuen Wohnungen rund 7'000 Franken Steuern ein, gegenüber dem Durchschnitt von 5500 Franken. Also alles paletti?
Eben nicht. Denn diesen Erträgen stehen auch Kosten gegenüber. Und zwar hohe – für die Schule, die Pflege, Kultur, Freizeit, Verkehr und Verwaltung. Willimann kann anhand der Daten zeigen, dass der Aufwand der Gemeinde für diese Wohnungen höher ist als der Ertrag. Vor allem die Schulkosten sind überdurchschnittlich hoch. Weshalb? Der Grund liegt in der unausgewogenen Struktur der neuen Wohneinheiten. Es handelt sich hauptsächlich um Ein- und Zweifamilienhäuser. Dort wohnen eher jüngere Eltern im Alter von 30 bis 54 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren und generieren höhere Schulkosten. Mehrfamilienhäuser sind dagegen ausgewogener strukturiert. Es gibt Familien, aber auch Einzelpersonen und Paarhaushalte ohne Kinder. Willimann: «Die Steuererträge dieser kinderlosen Haushaltstypen übertreffen die finanziellen Aufwände im Durchschnitt deutlich.» Dies führt dazu, dass die im selben Zeitraum gebauten Mehrfamilienhäuser im Saldo weit positiver abschneiden als die Ein- und Zweifamilienhäuser, die einen stark negativen Saldo haben.
Eine Zusammenfassung der Studie unter dem Titel «Die Mär vom hohen Gewinn der Einfamilienhäuser» kann auf der Webseite der Hochschule Luzern beim Porträt von Ivo Willimann heruntergeladen werden: www.hslu.ch
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