19.09.2016
-
M+W  | 
News

Airbnb bleibt ein heisses Thema

Die Grenchner Wohntage packen ein heisses Eisen an: Die Folgen von Internet und Socialmedia für den Wohnungsmarkt.

In Deutschland machten sich Forscher auf die Suche. Sie fahndeten nach Wohnungen, deren Besitzer nie dort wohnen, die aber ständig vermietet werden. Sie fanden 46'000 solcher Logen, vor allem in den grösseren Städten wie Berlin, Hamburg, Köln oder München. Allein in Berlin soll es mehr als 14'000 Wohnungen geben, die im Internet zur temporären Miete ausgeschrieben sind. Das bekannteste dieser Internetportale ist Airbnb, aber längst nicht das einzige. Nachahmer wie Wimdu sind längst auf dem Plan. 

Problematisch ist das deshalb, weil diese Online-Plattformen dem Mietmarkt Wohnungen entziehen und damit den Wohnungsmangel verschärfen. Dies geht zulasten der Stadtbevölkerung, die keine Wohnungen mehr findet, weil diese zunehmend an Touristen vermietet werden. Für Vermieter ist das lukrativ: Sie nehmen mehr ein als mit nur einem Mieter. Um das zu stoppen, hat Berlin ein Zweckentfremdungsverbot erlassen. «Wir begrüssen das, denn Wohnraum muss Wohnraum bleiben», sagt Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbunds (DMB). Er fordert solche Verbote auch für andere Grossstädte.

Mehr als 30‘000 Schweizer Betten auf Airbnb

Und in der Schweiz? Der Bund klärt aufgrund eines Vorstosses von SP-Nationalrat und Mietexperte Carlo Sommaruga die Lage ab. Es ist klar, dass auch in Zürich, Bern und Genf Wohnungen zweckentfremdet werden. Das zeigt ein Blick auf das Schweizer Angebot von Airbnb mit über 30'000 Betten. Es ist alles zu haben, vom Chalet bis zum Stadtapartement. Die Stadt Bern hat reagiert und 2014 eine Abgabepflicht für Privatanbieter erlassen: pro Person und Übernachtung Fr. 4.30. Die Durchsetzung dieser Steuer erweist sich jedoch als Problem, da sie oft ignoriert wird.

Grenchner Wohntage greifen das Thema in einer Tagung auf

Die Grenchner Wohntage, die jeweils vom Bundesamt für Wohnungen organisiert werden, nimmt nun dieses brisante Thema auf. Am 3. November gibt es eine Tagung mit dem Titel «Börsen, Plattformen und soziale Netzwerke: Welche Auswirkungen auf das Wohnen?». Fachleute aus allen Bereich diskutieren die Chancen und Gefahren der Sharing Economy und der Digitalisierung im Wohnbereich. Das verspricht spannende Debatten. Es kommen auch weitere Themen wie die Finanzierung durch Crowdfunding oder neue Apps für Studentenzimmer und für das Quartierleben zur Sprache. Architekten stellen zudem einen Pavillon-Prototypen für Menschen auf der Flucht vor.

Grenchner Wohntage 2016

Detailliertes Programm der Grenchner Wohntage 2016 vom 3. bis 17. November auf der Webseite des Bundesamts für Wohnungswese: www.bwo.admin.ch unter «Themen».