15.12.2015
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Bundesbahn auf dem falschen Gleis

Die SBB poliert ihr Image in Sachen preisgünstige Wohnungen mit schönfärberischen Flyern auf. Wahr ist das Gegenteil.

Die SBB steht unter Beschuss. Der Schweizerische Mieterinnen- und Mieterverband (SMV) verlangt von der Grossgrundbesitzerin, bei den Überbauungen ihrer Areale in den Städten mitzuhelfen, dass günstige Wohnungen entstehen. Doch bis jetzt weigerte sich Bundesrätin Doris Leuthard sowie auch die inzwischen zurückgetretene Eveline Widmer-Schlumpf, dies den SBB verbindlich vorzuschreiben. So kann die Bahnchef Andreas Meyer weitermachen wie bisher und seine Immobilienabteilung als Milchkuh für den Grossbetrieb nutzen.

SBB dementiert Vorwürfe

Ein SBB-Flyer informiert über den Wohnbau – aber wie?
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Ein SBB-Flyer informiert über den Wohnbau – aber wie?

In ihrem Flyer «Die SBB engagiert sich im preisgünstigen Wohnungsbau» will sie das Gegenteil beweisen. Heute verfügt der Konzern über 1'200 Wohnungen. Davon vermietet man nach eigenen Angaben 1'000 preisgünstig. Bei den übrigen gilt die Marktmiete. Langfristig will man den Bestand auf 5'200 Wohnungen erhöhen. In Wahrheit soll die Zahl der Günstigwohnungen nur auf 1'700 steigen, jedoch jene, mit denen die Bahn Kasse macht, von 200 auf 3'500!

Ziemlich dreist erscheint das Lob, das sich die SBB selber gibt: «Der Anteil preisgünstiger Wohnungen im SBB-eigenen Portfolio soll langfristig bei rund einem Drittel liegen. Im Vergleich zu anderen Immobilienunternehmen oder zu Städten/Gemeinden ist die SBB damit sehr gut positioniert. Der Anteil preisgünstiger bzw. gemeinnütziger Wohnungen beträgt bei den Städten zwischen 10% und 30%.» Mit diesem Hinweis verschleiert sie, dass sie in Zukunft fast nur teuren Wohnraum anstrebt. Damit kehrt sie die bisherigen Verhältnisse gerade um. Heute sind 83% ihrer Wohnungen günstig (1'000 von 1'200), künftig werden 83% nach der Marktmiete berechnet und demnach teuer sein (3'300 von 4'000).

SBB verhält sich wie renditeorientierter Immokonzern

Die SBB will viele neue Wohnungen bauen. Aber nur zu Marktpreisen.
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Die SBB will viele neue Wohnungen bauen. Aber nur zu Marktpreisen.

Die SBB betreibt Augenwischerei und macht das Gegenteil von dem was sie vorgibt. Das ist bereits an manchen Orten sichtbar, wo Überbauungen in Bahnhofsnähe entstanden sind. Zu sehen sind dort vorwiegend Geschäftshäuser.

Die Initiative Für mehr bezahlbare Wohnungen will den Bund dazu verpflichten, Verantwortung für günstigen Wohnraum zu übernehmen. Das gilt auch für bundeseigene Betriebe wie die Post, die Armee oder die SBB. Diese müsste bei einer Annahme ihre einseitig am Gewinn ausgerichtete Immobilienstrategie überdenken.